
Fantastische MEISSEN Orte – Bergwerk
#GLÜCKAUF
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Seit 310 Jahren steht MEISSEN für höchste Porzellanqualität und außerordentliche Handwerkskunst. Noch bevor unser Porzellan die zahlreichen Produktionsprozesse durchläuft und seine signifikante Strahlkraft preisgibt, steht am Anfang immer eines: Der Rohstoff. Und dieser besteht bei Porzellan bekanntermaßen aus Quarz, Feldspat und zu 66 - 67% aus der Hauptzutat Kaolin. Die sogenannte Porzellanerde ist maßgeblich für die Qualität des weißen Goldes entscheidend. In Deutschland gibt es drei große Kaolinlagerstätten – Rund um den Westerwald, in der Umgebung von Oberpfalz bis Oberfranken sowie im Gebiet, das sich von Sachsen-Anhalt über Sachsen erstreckt. Der Abbau erfolgt unter Tage in Bergwerken. Den größten Bekanntheitsgrad hat dabei das Bergwerk, aus dem wir von der Porzellanmanufaktur MEISSEN unseren wichtigsten Rohstoff gewinnen.
Es sind zwei Männer die tagtäglich ihren Arbeitsweg in die tiefsten Schichten des Bergwerks in Seilitz antreten müssen. Auf der grünen Wiese, welche die beiden Kumpels überqueren, bevor sie tief in den Stollen kriechen, der sie bis zur fünften Sohle der Kaolinlagerstätte führt, strahlt ihnen das letzte bisschen Tageslicht ins Gesicht. Nur wenige Kilometer von der Porzellanmanufaktur entfernt, bahnen sich die Beiden ihren Weg durch 1,80m hohe Gänge. Jeder erschlossene Meter wird mit Stämmen und Türbalken verkleidet, die mit bloßen Händen in die Tiefe getragen wurden, um die Schächte vor dem Zusammenfall zu bewahren. Es ist erdrückend feucht doch bemerkenswert hell. Denn im Gegensatz zu Kohle- oder Erzbergwerken wird hier das künstliche Licht nicht von den Tiefen der Grube verschluckt, sondern von den weißen Wänden und Decken reflektiert. Es ist echte Handwerksarbeit, wenn sich die Beiden mit Spitzhacke, Schaufel und Bohrhammer durch die Gesteinsschichten vorarbeiten und mit viel Geduld jeden noch so kleinen Krümel der weißen Erde von den Wänden abtragen.
„Ob´s nun hinab, ob´s nun hinauf, des Bergmanns Wort, es heißt Glück auf!“
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Jeden Tag karren die beiden Bergmänner mehrere hundert Kilo Kaolin ans Tageslicht in den Erdeschuppen des Seilitzer Bergwerks. Dort wird es solange gelagert, bis einmal im Jahr der Transport von etwa 150 Tonnen Kaolin zur Talstraße in die Manufaktur ansteht. Dabei ist das Seilitzer Bergwerk gar nicht von Anfang an die Quelle für den wichtigsten Rohstoff rund um das weiße Gold. Nachdem 1710 auf der Albrechtsburg die erste europäische Porzellanproduktionsstätte ihren Betrieb aufnahm, wurde das Kaolin aus den Lagerstätten in Colditz und später auch Aue abgebaut und nach Meißen transportiert. Dass es überhaupt dazu kam, dass ausgerechnet in unmittelbarer Nähe der Albrechtsburg der elementare Grundstoff abgebaut werden kann, verdanken wir mehreren großen Zufällen. Feldspatenreiches Gestein wurde durch einen Vulkanausbruch in der Umgebung verteilt, wo es verwitterte. Eine Pechstein-Hülle schützte das Kaolin davor, von Fluten davongetragen zu werden. Und zu guter Letzt steht in der Reihe der glücklichen Zufälle die Entdeckung weißer Spitzen am Pflug auf dem heimischen Acker eines Manufaktur-Mitarbeiters, welches sich als Kaolin herausstellte.
Heute ist es das kleinste Bergwerk Europas und zeichnet sich besonders durch die unübertroffen hohe Qualität des darin enthaltenen Kaolins aus. Die Porzellanerde enthält keinerlei Verunreinigungen an Eisenoxid oder Titanoxid, sodass im Endprodukt kein Grau-, Gelb- oder Blaustich zu erkennen ist. Die unübertroffene Reinheit des Kaolins aus dem Bergwerk von Seilitz sorgt im fertigen Porzellan für ein auffallend strahlendes Weiß, welches MEISSEN auszeichnet. Zudem ist es grundlegend für die hohe Formstabilität der Porzellanscherben beim Brennprozess verantwortlich. Nur so können unsere einzigartigen großen Figuren, wie beispielsweise die Saxonia, überhaupt entstehen.
Doch trotz all diesem Wert und all dieser Unverzichtbarkeit fallen die Gänge des Bergwerks aktuell in sich zusammen. Und das tatsächlich aus gutem Grund. Im derzeit bearbeiteten Grubenfeld befinden sich die Bergleute bereits in der fünften Sohle, welches den tiefsten Punkt darstellt, an dem noch brauchbares Kaolin zu finden ist. Deshalb war es notwendig, ein neues Grubenfeld zu erschließen. 150 Meter vom aktuellen Förderschacht entfernt entstand so seit 2017 ein neues Betriebsgelände, in welchem ab 2023 wieder von ganz oben in der ersten Sohle mit dem Abbau begonnen werden kann. Und so ist noch für lange Zeit die wichtigste Grundlage für unser Porzellan gesichert.
